.:  Der Landgänger  :.


Traufgänger auf der Schwäbischen Alb

2009 auf dem Nordrandweg von Geislingen a.d. Steige nach Bad Urach



            Geislingen a.d.Steige - Wasserberghaus: Seite 1    
Wasserberghaus - Kaltenwang (Deutsches Haus): Seite 2
Kaltenwang - Schlatterhöhe: Seite 3
            Schlatterhöhe - Teck-Burg: Seite 4           
Teck-Burg - Burrenhof: Seite 5
Burrenhof - Bad Urach: Seite 6

Auf der Schwäbischen Alb zu wandern ist einer der vielen Reiseträume, die in meiner Schulzeit geboren wurden. Immer noch sehe ich die Bilder dieser Landschaft in meinen Schulbüchern vor mir. Schroffe Hügel mit bewaldeten Hängen, Burgen gekrönt, weite Hochflächen, karg und ein wenig wild, abruppt begrenzt durch den steilen Abbruch des Albtraufs.
Eine herbstliche "Hüttentour" sollte es werden. Claudia riet zu einem Teilstück Alb- Nordrandweg
(HW 1). Sie schwärmte von herrlichen Ausblicken, einsamen Steigen entlang des Albtraufs durch herbstliche Laubwälder und urigen Unterkünften. Von Geislingen a.d. Steige bis Bad Urach sollte es gehen. Zugegeben, keine riesige Tour, aber uns kam es mehr auf den Genuss der herbstlichen Landschaft an, als auf zurückgelegte Kilometer. Das war eine richtige Entscheidung! Wie schon bei unserer ersten gemeinsamen Wanderung hatte Claudia wieder genau die richtigen Ideen.

Die Schwäbische Alb ist für Wanderer durch den Schwäbischen Alb Verein gut erschlossen. Es gibt auch andere Institutionen, die Wege markiert haben.
Die beiden Hauptouten entlang der Alb sind der HW 1 am Nordrand (365 km) und der HW 2 am Südrand (295 km). Der HW 1 führt über weite Strecken oberhalb des steilen, spektakulären Abbruchs der Alb, dem Albtrauf, entlang. Viele atemberaubende Ausblicke sind garantiert - so das Wetter mitspielt! Der Südrandweg zeigt eher die andere Seite der Alb, Kulturlandschaft an der Donau.

Der Trauf ist fast überall bewaldet.  Die Alb selbst wirkt vor allem im Herbst rauh und karg und trotzdem reizvoll.
Für Geologie- und Geschichtsinteressierte gibt es viel zu entdecken. Die Alb ist altes Kulturland. Bedeutende archäologische Funde weisen auf eine Besiedelung schon in der Altsteinzeit hin. Die ältesten Kunstwerke und Musikinstrumente der Menschheit fand man in den Höhlen der Alb!
Später nutzten Kelten, Römer und Rittergeschlechter den Trauf als natürliche Wehrbefestigung. Daher gibt es hier einige Burgen, z.T. instand gesetzt.  Auf der Teck-Burg befindet sich sogar ein Wanderheim des Schwäbischen Alb Vereins.

Ansonsten war die Alb noch bis in die Neuzeit hinein ein armes, von unwirtlichem Klima und Wasserarmut geprägtes Land. Erst die wirtschaftliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts, hier insbesondere Tourismus und neue Methoden in der Landwirtschaft, brachte einen gewissen Wohlstand auch in dieses Gebiet.

Das Wegstück, das wir gingen, führte zumeist direkt an der Abbruchkante entlang, oft jedoch auch im Hang darunter. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit sollte daher schon gegeben sein, insbesondere im Herbst, wenn nasse Blätter die Kalksteine glitschig machen können.
Insgesamt stellt der Weg jedoch keine besonderen Anforderungen, aber mit steilen Aufstiegen bis zu 300 Meter darf man schon rechnen.
Unsere Unterkünfte hatte Claudia  reserviert. Das war teilweise nicht einfach.

Für die Orientierung nutzten wir die Karten des Schwäbischen Alb Vereins, im Maßstab 1 : 35.000; Geislingen/Blaubeuren  und Reutlingen/Bad Urach (Blatt 19). Sie basieren auf Karten des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg und lassen wenig Wünsche offen.

Ein wichtiger Hinweis noch: Wer im Schwabenland unterwegs ist und nicht die hervorragende Küche dort ausprobiert, versäumt so richtig etwas. Meine Favoriten von allen sowieso toll schmeckenden Sachen sind: Linsengerichte, Maultaschen in Brühe, Suppen aller Art, Bratengerichte.

Alle Fotos stammen von Claudia und mir.

Tag 1 - von Geislingen an der Steige zum Wasserberghaus

IMG_0804.JPG So gut gelaunt und optimistisch sehen wir immer aus, wenn es endlich los geht. Die Sonne scheint wie bestellt. Herrlichstes Herbstwetter am 25. Oktober.
IMGP7007.JPG Eine Stunde später, wir steigen gerade von Geislingen an der Steige nach Oberböhringen auf, kann Claudia endlich einmal ihren Poncho ausprobieren. Schlechter wird ihre Laune nicht, denn Wind und Wetter machen ihr nicht viel aus. Außerdem freut sie die Erkenntnis, dass so ein Poncho zwar unterirdisch aussieht, aber wirklich gut funktioniert - wenn der Wind nicht zu sehr bläst und der Weg nicht durch dichtes Gebüsch führt.
IMGP7006.JPG Und ich freue mich, dass mein australischer Oilskin- Hut so schön den Regen abperlen läßt.
IMGP7010.JPG Oben angekommen! Die Wanderwege auf der Alb sind gut ausgeschildert. Die Erfahrung lehrte uns allerdings, das Kilometerangaben oft eher als humoristisches Beiwerk zu werten sind. Sie stimmen zuweilen grotesk nicht. Macht nichts!
IMGP7016.JPG Die Alb nimmt uns auf. Der Regen hat aufgehört, es ist still im Wald ...
IMG_0805.JPG ... und wir wandern weiter.
IMGP7018.JPG Die Feuchtigkeit schafft eine ganz eigene, ...
IMG_0814.JPG ... geisterhafte Atmosphäre.
IMGP7019.JPG Von Geislingen müssen wir einige Kilometer laufen. Erst beim Burren (693 m) trifft der Weg mit der roten Raute auf den HW 1. Neben dem Alb-Verein markieren auch die Kommunen und andere Wege. Die Bezeichnung "Traufgänger" fanden wir recht passend.
IMG_0818.JPG Hinterm Burren öffnet sich der Blick ins Tal.
IMG_0819.JPG Der HW 1 ist von jetzt an unser Begleiter. Das Markierungsschild hat einen würdigen Platz auf diesem schönen alten Baum gefunden. Wir werden noch viele solcher würdevollen Baumgreise finden - und sie alle bewundern!
IMG_0821.JPG Langsam nähern wir uns, ...
IMG_0823.JPG ... keine Menschenseele sehend und hörend, ...
IMG_0824.JPG ... auf stillen und ...
IMG_0825.JPG ... nebeligen Pfaden ...
IMG_0827.JPG ... dem Wasserberghaus. Wir übernachten hier. Es ist einfach und zweckmäßig ausgestattet. Abends essen wir rustikal in der gemütlichen Gaststube. Wir sind müde vom ersten Tag und schon bald ziehen wir uns die Decken über die Ohren.
IMG_0828.JPG Am nächsten Morgen haben wir dann in der Nähe des Hauses den Blick ins Land, den der Nebel uns Tags zuvor verwehrte.
IMG_0829.JPG Vor dem Aufbruch verweilen wir noch eine Weile hier ...
IMG_0830.JPG ... und dann entschwindet das  Wasserberghaus langsam unseren Blicken.



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  © Hartmut Henkel - erstellt: 15.08.2011