..:  Plünnenkreuzer  :..


Exzenter als Beschläge

Pouch Single 2000 komfortabler aufbauen



Gar so neu ist die Idee eigentlich nicht ...


Mein Single 2000 hat noch Schraubbeschläge. Den Vorteil einer festen Verbindung und eines relativ steifen Gerüstes erkauft man sich jedoch mit viel Fummelei beim Zusammenbau des Bootes, verlorenen Schraubbolzen oder Unterlegscheiben, abgerissenen Fingernägeln, beschädigten Spanten und einer - für meinen Geschmack - zu langen Aufbauzeit.
Diese Nachteile wollte ich nicht mehr länger hinnehmen, allerdings den Originalzustand des Gerüstes möglichst wenig verändern.

Hier mein Umbau, der eventuell auch bei den alten Vierteldrehbeschlägen anwendbar ist:

  • Klemmbolzen für Fahrradsattelstützen mit Exzenter in der erforderlichen Anzahl kaufen. Möglichst Ausführung in Aluminium.

  • Nach langem Suchen habe ich geeignete Teile beim BAUHAUS gefunden (Marke „Prophete“, kann man auch im Internet finden). Sie sind zum großen Teil aus Aluminium  gefertigt (Schraubbolzen und Lagerbolzen vermutlich Stahl), mit einem „Kunststoffbett“ für den Exzenter und einer großen Stellmutter aus Aluminium für die Einstellung. Ferner sind auch noch zwei gut nutzbare Führungsstücke dabei (Preis pro Stück ca. 4,00 EUR).
    Andere Fabrikate müssten aber bei analoger Anwendung dieser Anleitung auch funktionieren.

  • Man sollte allerdings möglichst ein Modell wählen, bei dem der Schraubbolzen im Lagerbolzen (im Exzenterhebel) verschraubt ist und nicht mit einer Ringöse um eine Achse im Exzenterhebel gelegt ist. Dies eröffnet die Option, bei Beschädigung oder aus Gründen der Korrosionsvermeidung andere Gewinde- oder Lagerbolzen einzubauen.


Einbau der Exzenter

image002.jpg Der Exzenterverschluss und seine Teile: Hebel mit Lagerbolzen + Schraubbolzen, Stellmutter, Führungsstück,  „Kunststoffbett“
  • Den beweglichen Bolzen mit Gewindeloch aus dem jeweiligen Bootsbeschlag entfernen. Dazu die Blindnieten an den Enden mit einem Seitenschneider aushebeln. Bei hartnäckigen Fällen notfalls ausbohren.
image004.jpg Blindniete aus dem Beschlag heraushebeln.
  • Schlitz mit Breite etwas Größer als Durchmesser des Schraubbolzens am Exzenter in den Beschlag schneiden. Ecken gut rund feilen und Kanten sauber entgraten.
image006.jpg Fertig bearbeiteter Beschlag.
  • Klemmbolzen auseinander schrauben, Kunststoffführungsstück (so vorhanden) aus der Stellschraube drücken.

  • Eines der Führungsstücke auf der Seite in das Beschlagloch des Spantes einsetzen, auf der sich der Exzenterhebel befinden wird. Das wirkt praktisch wie eine Verbuchsung mit einem Metallrohr und schützt den Spant künftig vor Beschädigung.

  • Auf der anderen Seite habe ich kein Führungsstück eingesetzt und so etwas Spiel für den Schraubbolzen beibehalten. Außerdem ist die Auflagefläche des Beschlags größer und somit die Verbindung stabiler.

  • Das „Kunststoffbett“ auf den Schaubbolzen setzen und Schraubbolzen durch das Beschlagloch des Spantes führen. Auf der anderen Seite Stellmutter mit gewindefreiem Teil zuerst auf den Schraubbolzen aufschrauben. Bei halbgeöffnetem Exzenter sollten noch ca. 2 – 3 mm Spiel vorhanden sein.

  • Schraubbolzen entsprechend kürzen und entgraten.

  • Alle Beschläge und Spanten wie beschrieben modifizieren und ausstatten.
image008.jpg Einbau des Exzenters in den Spant.
image010.jpg Gerüstheck mit eingebauten Exzentern.
  • Die Beschläge für Spant 1 und 5 habe ich jeweils an den Ecken aufgesägt, die Auflagefläche für den Spant jeweils etwas nach innen drücken und die Seitenteile entsprechend schräg abfeilen. So vermeide ich zukünftig, dass sich die dort nicht passgenauen Beschläge mit der Zeit weiter in das Holz des Spants einfräsen. Außerdem sitzt der Exzenter dann besser.
image012.jpg Ungünstiger Winkel Beschlag – Spant, wenn der Beschlag nicht angepasst wird wie hier geschehen.
  • Beim Zusammenbau des Gerüstes jeweils den Schraubbolzen durch den Schlitz des dazugehörigen Beschlags einschieben. Stellmutter bei ca. halb geöffnetem Exzenter anziehen, Exzenter mit mäßigem Druck schließen (ausprobieren!) - Fertig!
image014.jpg Eingebauter Exzenter für Beschlag an der Bordwand.
  • Auf eine weitere Anwendungsmöglichkeit der Exzenterverschlüsse bin ich während des Umbaus der Beschläge gekommen.

  • Die Schraubbolzen mit Flügelmuttern in der Bodenleiter hatten mich auch immer schon ein wenig geärgert. Auch die habe ich durch Exzenter ersetzt.

  • Da war es nur erforderlich, die Bohrungen geringfügig zu erweitern. Auf der Seite des Exzenterhebels habe ich wiederum ein Führungsstück eingesetzt, auf der Seite der Stellmutter habe ich ein Führungsstück als Unterlegscheibe zum Schutz des Holzes genutzt.

  • Künftig werde ich allerdings die Exzenterhebel nach innen verlegen und außen jeweils eine relativ flache Mutter aufschrauben (eventuell durchgesägte Stellmutter).

  • Grund: Außen ragen die Exzenterhebel zu weit Richtung der der nach oben führenden Bootshaut.

    Folge: Bei etwas härterem Bodenkontakt am Hebel ein kleines Loch in die Haut gestanzt. Innen ist diese Gefahr geringer.
image016.jpg Exzenter im Spant und in der Bodenleiter.

Abschlussbemerkungen


Hinweise / Erfahrungen:

  • Vor Beginn der Umbaumaßnahmen unbedingt testen, ob der gekaufte Exzenterverschluss wie beschrieben verwendet werden kann!

  • Die aus den Beschlägen entfernten Bolzen aufbewahren. So erforderlich, kann man sie mit wenig Aufwand mittels Blindnieten wieder einsetzen. Bis auf den Schlitz in Beschlag ist dann alles wieder beim alten.

  • Aufgrund der noch nicht ganz optimalen Materialien am Exzenterverschluß sollte besonderer Wert auf Korrosionsvorbeugung gelegt werden. Vor dem Einbau der Exzenter alle Metallteile leicht (mit „kunststofffreundlichem“ Öl) einölen. Ab und zu wiederholen.
    Nach jeder Salzwasserfahrt Exzenter gut mit Wasser reinigen und nach Trocknung wieder einölen.

  • Zusätzliches Gewicht pro Beschlag: nur ca. 16 g !

  • Die Beschläge an den Schenkelstützen habe ich wegen der dort auftretenden höheren Belastungen und des etwas problematischeren Einbaues erst mal noch nicht umgebaut.

  • Beim Aufbau des Bootes erst Spanten 1 und 5 mit Bordwänden verbinden, Bordwände zusammenstecken, Spant 2 und dann Spant4 mit Bordwänden verbinden – zuletzt Spant 3. (evtl. selbst die günstigste Aufbaumethode ermitteln).

  • Zwischenzeitlich habe ich Stahlschraubbolzen durch solche aus Messing ersetzt.
    Rundstab mit entsprechendem Durchmesser vom Baumarkt gekauft, Bolzen entsprechend abgelängt, an beiden Enden Gewinde geschnitten und in Exzenter eingeschraubt – Aufwand: ein Bastelabend!

  • Die Beschläge haben sich bei meiner mehrwöchigen Gepäckfahrt auf der Donau ausgezeichnet bewährt. Sie saßen bombenfest (wichtig beim Rollern oder dem Tragen des voll beladenen Bootes) und die erwarteten Vorteile bei Auf- und Abbau sind auch eingetreten. Auch an den Beschlägen sind keine Beschädigungen (z.B. Lockerung) aufgetreten. Insofern hat sich die Arbeit absolut gelohnt.
          Vergleicht man allerdings den technischen Aufwand mit der genialen technischen und funktionalen Einfachheit der Beschläge alter Faltbootkonstruktionen, z.B Pionier 450 S . . .

  • Eine Alternative wäre die Umrüstung auf die neuen Klappbeschläge von Pouch. Wenn man diese Arbeiten dort erledigen lässt, kostet das für 13 Beschläge 320,00 EUR bei 2 – 3 Wochen Umbauzeit. Die 13 Beschläge solo kosten 104,00 EUR (alle Angabe nach einer schriftlichen Auskunft von Pouch vom 03.02.2004).

  • Auch wenn ich alles erprobt habe und alles funktioniert, wie es soll – so muss ich doch folgendes der Ordnung halber hier kund tun: Wer sich entschließt, die oben genannten Umbauten vorzunehmen, tut dies auf eigene Gefahr. Für dabei eventuell auftretende oder folgende Schäden hafte ich nicht.




.:  :. 
  © Hartmut Henkel - erstellt: 09.12.2007