Der Picogrill 85 - etwas aufgemotzt!
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Auch ein genialer Hobo-Kocher kann noch
verbessert werden.

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Für die nächsten Jahren sind ausgedehnte Radtouren geplant, die großteils
auch durch abgelegene Gegenden führen werden. Kochen soll dabei meist
mit Holz erfolgen, muss
jedoch auch mit Spiritus möglich sein, so die Umstände es erfordern.
Ich habe hier schon einige MYOG-Hobos vorgestellt. Die funktionieren
alle auch ausgezeichnet, aber fürs Fahrrad suchte ich etwas, das einerseits
für größere
Töpfe geeignet ist, andererseits aber ein insgesamt möglichst kleines
Packmaß hat. Meine
Kocher erfüllen diese Anforderungen leider nicht so ganz. Also mußte
eine neue Lösung her.
Schließlich entschied ich mich für den Picogrill 85. Er ist leicht, hat
ein kleines Packmaß, läßt sich mit ein wenig Bastelei problemlos neben Holz auch mit Spiritus
oder sogar Gas betreiben, ist dabei simpel in der Handhabung und wirklich sehr
leistungsfähig.
Der Stove kommt aus der Schweiz und ist sehr sauber aus erstaunlich
dünnem V2A-Stahlblech gefertigt. Nach dem ordnungsgemäßen Einbrennen mit Holz steht
er dann allerdings sehr stabil da und läßt sich nun auch sehr leicht Auf- und
Abbauen. Mit ca. 58 € ist er m.E. eine absolut lohnende Investition.
Zum Pico gibts etliche Vorschläge zum Pimpen im Web.
Insbesondere Wilberts Ideen bei ODS
inspirierten mich sehr. Aus all diesen Vorschlägen und auch meinen eigenen
Ideen entstand schließlich
meine ganz persönliche Picogrill 85-Küche.
Was habe ich alles verändert oder ergänzt?
- am Picogrill selbst und seiner Packtasche - nichts - das war ein Ziel!
- eine feuerfeste Unterlage aus Carbonfilz
- 2 x Windschutz, einfach ansteckbar, aus dicker Alufolie
- Halter für Trangia-Alkoholbrenner oder MYOG-Alkoholbrenner
- Stove 9 MYOG-Alkoholbrenner frei nach #118 von Lutz-Berlin bei ODS
- ein Auflagegitter aus V2A-Volierendraht
Ich nutze den Pico zusammen mit einem Topf und
einer Pfanne von Trangia. Dazu kommen noch einige
Küchenuntensilien, die alle im Topf verschwinden. So habe ich eine
richtig leistungsfähige kleine Küche für meine Radtouren, mit der ich sogar ordentlich
braten kann - und das ist mir wichtig.
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Das Setup meiner Fahrrad-Küche mit dem
Picogrill 85 und Stove 9
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Das ist der
noch zusammengefaltete Picogrill 85. Daneben die Packtasche. Man
erkennt das kleine Packmaß. Alles zusammen 112 g.
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Und
so sieht er dann aufgebaut aus. Jetzt könnte er mit Holz genutzt
werden. Das
Edelstahlblech ist angelaufen, da der Pico schon in Betrieb war. Wer
einen neuen anschauen möchte, kann dies auf der Website des Herstellers
tun.
Wichtig: Zum Einbrennen beim ersten Betrieb unbedingt die Hinweise des
Herstellers beachten!
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Größere
Töpfe werden einfach auf den Pico gestellt, ...
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kleinere wie z.B. Tassen kommen auf das Auflagerost aus Edelstahl (8 g). Grillen
oder Toasten dürfte darauf auch möglich sein.
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Noch einmal
das Rost ohne Tasse. Ich habs selbst gebaut. Es wird einfach aufgelegt und kann aufgrund der
nach unten gebogenen Ecken nicht verrutschen.
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Der Pico kann auch mit einem
Trangia-Brenner betrieben werden. Der wird entweder unten auf den Boden
gestellt - was ineffizient und in der Bedienung problematisch ist - oder ...
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ich nutzte einen von mir angefertigten Brennerhalter (12 g).
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So
sieht er aus. Er ist aus einem Drahtbügel von einer Chemischen
Reinigung gefertigt und wurde hartgelötet. Er sorgt dafür, dass der
Brenner sicher im Pico hängt. Der Abstand zum Topfboden sollte für Trangia-Brenner ca. 3 cm
und für Carbonfilz-Brenner ca. 2,5 cm betragen. Je nach Brennertyp müssen dafür die 4 Beinchen
also entsprechend nach oben gebogen werden. |
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Der Halter wird einfach eingehängt,
ohne das am Pico etwas verändert werden muss.
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Dieses Teil kann auch einen sehr einfachen Alkoholbrenner aus einer
einfachen
Alu-Brotaufstrichdose vom Lidl (8 g) aufnehmen. Der hat sogar einen wieder verschließbaren Deckel (4 g). Dieser Brenner heizt mit
30 ml Spiritus 11 - 12 Minuten und bringt einen halben Liter kaltes
Leitungswasser in rund 7 Min zum Kochen.
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Deutlich
mehr Chic hat der Stove 9 (32 g). Im Prinzip der gleiche Brenner wie oben, nur
aus einer Aluschraubdose gefertigt und mit Carbonfilz gefüllt. Dank des
Carbonfilzes brennt er ruhiger, länger und ist zudem auslaufsicher. Ein
halber
Liter Wasser kocht nach ca. 8 Minuten. Das Teil
brennt mit 30 ml
Spiritus ca. 14 Minuten. Die Aluschraubdose ist jedoch kleiner als die Lidldose und braucht daher einen
kleineren Halter.
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Zum
Dimmen des Stove 9 nutze ich den abgeschnittenen Boden einer Lidl-Dose
in den ich eine Brennöffnung mit 3,5 cm Durchmesser geschnitten habe (2 g). Der
passt sehr gut. Der Dimmring kann einfach und sicher mittels
Häring o.ä. aufgelegt und abgenommen werden. Gedimmt wird der
Stove
nach Beginn des Kochens (ca. 8 Min.) und brennt dann noch
rund weitere 26 Minuten! Den Dimmring gleich nach dem Anzünden aufgelegt kochte das
Wasser zwar erst nach 16 Minuten, der Brenner brannte aber insgesamt 39
Minuten! Erstaunlich! |
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Zum
Löschen nutze ich einen zweiten Dosenboden (2 g). Ich habe drauf eine
Schlaufe aus dem dünnen Aluminium einer Getränkedose geklebt. So kann
der
Deckel mittels eines Härings o.ä. sicher aufgelegt werden kann. Einen
Carbonfilzbrenner kann man allerdings auch schlicht auspusten - ich
finde den Löschdeckel jedoch irgendwie stilvoller.
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Hier
noch weitere Brenner mit Carbonfilz. Der linke folgt einer Idee
von Wilbert, der rechte ist dem bewährten Starlyte von Zelph
nachempfunden und unten ein Stove 9 Mini aus Carbonfilzresten in einer
40 ml-Dose. Alle funktionieren ausgezeichnet. Allerdings erschließt
sich mir der Nutzen des Metallgewebes beim Starlyte-Typ nicht wirklich.
Mechanischen Schutz braucht der Carbonfilz eigentlich nicht und
wahrnehmbaren Abbrand konnte ich auch nicht feststellen. Wofür ist es
also gut?
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Als
Windschutz für die Nutzung mit Spiritus werden einfach Streifen
aus dicker Alufolie (4 g) an die Seiten des Picogrills gehängt. Zwei allerdings nur dann, wenn oben
auf dem Rost nur eine kleine Tasse o.ä. steht und die heiße Luft gut nach oben abziehen
kann. Diese kleinen Alustreifen sind sehr wirksam.
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Wenn ich den Pico als Hobokocher nutze, lege ich zum Schutz
des Bodens ein Stück Carbonfilz unter. Dicke Alufolie erwies sich als unwirksam - der Rasen darunter verbrannte.
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Hier zunächst die
verpackte komplette Fahrradküche und ...
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das ist drin: 1,5L-Nonstick-Topf (120 g) ist vom Trangia 25,
Nonstick-Pfanne (115 g)
vom Trangia
27 (passt auf den Topf!), Multidisk vom Trangia 27 (passt auch auf den
Topf!), Zange von MSR (45 g), Reinigungslappen von Globi, Spork von
Light my Fire, Faltnapf von - was weiß ich ...
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Bild folgt
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Der Pico in
Betrieb mit Spiritus und ...
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Bild folgt
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mit Holz. Er funktioniert in
beiden Betriebsmodi wirklich sehr gut. Das dies nicht nur unter
den "Laborbedingungen" zuhause so ist, belegen Berichte
im
Web. Ich habe auch die hier gezeigten Brenner - außer dem Stove 9 Mini - in jeweils gleicher
Konstellation im Pico getestet. Letztlich bin ich beim simpel aufgebauten Stove 9 geblieben, denn er zeigte insgesamt die
ausgewogensten Eigenschaften. Unter vergleichbaren Bedingungen brannte er auch am längsten.
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Meine Fahrradküche ist ganz und gar auf meine Bedürfnisse
zugeschnitten. Sie ist auch nicht unbedingt superleicht, obwohl ich
schon auf das Gewicht achtete.
Wichtig waren mir mehr problemloses Handling, die Möglichkeit richtigen
Kochens und Bratens, Kompaktheit, Robustheit und ein gleichwertiger Betrieb mit Holz
oder Spiritus. Dazu kommt, dass die komplette Küche im Topf
untergebracht ist.
Wer den Pico mit dem Gasbrenner von Trangia betreiben möchte braucht
nur einen Halter für einen Trangia-Brenner, der 4 - 5 cm tiefer im Pico
hängt. Ich sehe für mich allerdings keinen Sinn darin, den Pico mit Gas
zu betreiben und habe daher nichts entsprechendes gebastelt.
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