.:  Der Landgänger  :.


Pilgerwagen - Carreta

Mein Bautagebuch als Anregung zum MYOG



Ich nehme gern einige Erschwernisse auf mich, um meine Wege gehen zu können - aber keine unnötigen!
So mag ich z.B. nur Gewicht schleppen, das wirklich erforderlich ist. Also arbeite ich schon seit langem daran, immer leichteres Zeugs zu nutzen und davon konsequent dann nur die wirklich erforderlichen Sachen. Das funktioniert zunehmend gut.
Vor einiger Zeit entdeckte ich ein anderes Konzept: Pilgerwagen! Bei Recherchen über Pilgerwege stieß ich darauf und wurde neugierig. Bald war beschlossen: So ein Ding will ich bauen und testen!
Mir ist klar, dass Wandern mit Pilgerwagen nicht auf allen Wegen möglich ist - aber doch auf sehr vielen!

Den Erfahrungen anderer Pilgerwagenbauer folgend - da gibt es richtige Spezialisten - habe ich meine Carreta konzipiert. Sie soll folgende Vorgaben erfüllen:
  • Komplett zerlegbar.
  • Maximales Packmaß 800 mm x 450 mm - damit der Heimtransport im Flieger kein Problem ist.
  • Ohne besonderes Werkzeug zerlegbar.
  • Bei Bedarf auf dem Rücken transportierbar - bei sonst unpassierbaren Wegstellen.
  • Geeignet für eine flexible, wasserdichte Tasche (z.B. Vaude Kuriertasche mit Rückentragesystem).
  • Grundplatte aus 6 mm wetterfestem Multiplex Sperrholz.
  • 12,5" Lufträder mit Kugellagern.
  • Deichseln teleskopierbar.
  • Zugposition einstellbar auf Körpergrößen von 170 cm bis 190 cm.
  • Maximales Gewicht komplett mit Zuggeschirr 5 Kilogramm.
Ich baute nach einfachen Bleistiftskizzen, die nicht vorzeigbar sind. Eigentlich hatte ich den Bauplan im Kopf - und abends wurde vor dem Einschlafen im selbigen fleißig weiter entwickelt.
Ich hoffe, diese kleine Dokumentation hilft allen, die auch so ein Teil bauen wollen, mit aussagekräftigen Bildern weiter. Der Nachbau dürfte kein Riesenproblem sein.
Ich werde alles entsprechend meines Baufortschrittes veröffentlichen. Das hat allerdings den kleinen Nachteil, dass erst am Schluss der komplette Pilgerwagen zu sehen sein wird - also, ich finds spannend.

Hier noch einige Links, die mir bisher sehr weiterholfen haben:
Einen besondern Dank noch an Joachim Villmar für die uneigennützige Überlassung seiner Bauunterlagen und die Fotos. Joachim, Du hast für mich schon viele Probleme gelöst!
Hier noch ein paar Fotos, die er mir dankenswerter Weise zur Verfügung stellte ((C) Joachim Villmar), die ihn mit seiner Carreta auf Tour und auf dem Rücken zeigen.

  

21.08.2001 - Achse und Räder

DSC04409.JPG Die Räder habe ich noch von einem anderen Projekt. Ich hatte sie bei Zölzer - klick! -
(Nr. 5) gekauft. Wer gerne fertige Räder mit Kugellagern verwenden möchte, wird z.B. hier - klick! - fündig.
Als erstes wurden aus den Rädern vorsichtig die Gleitlager entfernt. Der Innendurch- messer des Lagergehäuses ist 24 mm. Bei Ebay habe ich 4 Kugellager mit entsprechendem Außendurchmesser und 12 mm Innendurchmesser gekauft.
DSC04411.JPG Die Lager wurden vorsichtig mit einer Schraubzwinge bündig in die Lagergehäuse gepresst. Nicht mit einem Hammer einschlagen - dass würde wahrscheinlich die Lager zerstören. Hier die Außenseite des Rades.
DSC04412.JPG Auf der Innenseite sieht man die Bearbeitungsspuren am Rohr. Die nahtlose Edelstahlachse habe ich im Baumarkt gekauft, Gemmel Metalle - klick! - ist eine Alternative. Der Rohrdurchmesser war einen winzigen Tick zu groß. Ich habe es in eine Bohrmaschine eingespannt und zunächst mit einer Metallfeile und dann mit 120er Schleifpapier im Bereich des Rädersitzes passend gemacht (hellerer Bereich auf dem Foto). Das funktioniert mit einer elektronisch regelbaren Bohrmaschine recht gut.
Dir Räder waren fertig, die Radachse soweit vorbereitet. Letzte Arbeiten, z.B. genaue Länge oder Bohrungen für die Radsicherungssplinte, erfolgen vor der Montage an der Grundplatte.

23.08.2011 - Unverlierbare Splinte

DSC04478.JPG Bei meinem Bootswagen verliere ich immer wieder einmal Splinte für die Radsicherung. Das soll mir bei meiner Carreta nicht so leicht passieren! Ich nutzte die Tatsache, als Radachse ein Rohr gewählt zu haben. Das Prinzip ist einfach: Splinte biegen, die zwar gerade so durch die Kugellager passen, aber noch nicht in das Achsrohr rutschen. Durch das Rohr ein Gummi ziehen und die  Splinte damit verbinden. Auf diesem Foto ein montierter Splint.
DSC04475.JPG Hier der in die Achse gesteckte Splint und ...
DSC04482.JPG ... hier wird gerade das Rad abgezogen. Wie zu sehen ist, geht das problemlos. Dieses Prinzip für unverlierbare Splinte haben andere ursprünglich für Bootswagen ersonnen.
DSC04480.JPG Hier noch einmal die heraugezogene Gummischnur. Die Splinte habe ich übrigens aus Drahtkleiderbügeln einer chemischen Reinigung gebogen. Dieses Material ist wunderbar steif und läßt sich trotzdem gut verarbeiten. Für die Anfertigung der Splinte habe ich einfach einen passenden Bohrer in den Schraubstock gespannt, um dessen Schaft herum die Öse gebogen, überschüssige Material abgekniffen und mit einer Kombizange die Öse so nachgebogen, dass sie noch nicht ins Rohr rutscht, aber durchs Kugellager passt

03.09.2011 - Bau der Grundplatte aus 6 mm Multiplex- Sperrholz

DSC04527.JPG Die Grundplatte fertigte ich aus wetterfestem Multiplex Sperrholz vom Baumarkt. Maße: 720x420x6 mm. Zunächst habe ich die Eckabrundungen, den Sitz der Achsauflage und der Halteschlitze für die Packgurte angezeichnet. Dann habe ich mit der Oberfräse die Schlitze ausgefräst (Fräser 6 mm Nut). Die Schlitze können natürlich auch anders herausge- arbeitet werden, aber mit der Oberfräse wird das Ergebnis recht sauber.
DSC04529.JPG Dann wurden mit der Stichsäge und feinem Sägeblatt die Eckabrundungen abgesägt.
DSC04532.JPG Für die Achsauflage habe ich eine Leiste mit 20x40 mm Querschnitt gewählt. Entsprechend Joachims Bauweise wird dadurch u.a. die Bodenfreiheit des Wagens verbessert. In eine Schmalseite habe ich mit einem 12,7 mm Fräser eine Kehle gefräst. die der Achse einen sicheren Halt gibt. Es geht allerdings auch ohne Kehle - vielleicht nur nicht so gut?
DSC04535.JPG "Anprobe".
DSC04539.JPG Joachims genial einfache Idee der Achsmontage habe ich natürlich übernommen! Die Achse wird von zwei rostfreien Ösenschrauben fest und sicher auf die Achsauflage gepresst - ist aber bei Bedarf sehr einfach komplett demontierbar. Der Querschlitz stellt sicher, dass die Öse tief genug gezogen werden kann und so die Achse wirklich unverrückbar fixiert.
DSC04543.JPG Die Achsauflage habe ich dann unter die Grundplatte geleimt und zusätzlich mit Holzschrauben fixiert. Die beiden Achschrauben sorgen für zusätzlichen Halt.
DSC04544.JPG Die Montage von unten mit montiertem Achsrohr. Die Achslänge beträgt übrigens 585 mm, der Abstand vom Radlager zur Achsauflage 25 mm.
DSC04547.JPG Die Achsrohrmontage im Detail von unten und ...
DSC04549.JPG ... von oben. Die Mutter der Achsschraube ist ein Provisorium und wird später durch eine rostfreie Augenmutter ersetzt. Damit wird die komplette Einheit aus Grundplatte, Achse und Rädern ohne besonderes Werkzeug zerlegbar sein. Rostfreie Schrauben und Muttern bekommt man z.B. im Spannfix-Shop - klick! -.
DSC04550.JPG Der Wagen mit montierten Rädern aus ...
DSC04552.JPG ... unterschiedlichen ...
DSC04554.JPG ... Perspektiven. Man ahnt jetzt schon, wie er später einmal aussehen wird.
DSC04556.JPG Er steht übrigens auch recht sicher senkrecht!
DSC04559.JPG Zum Schluss habe ich noch 2 Abstandshülsen von ca. 24 mm Länge aus 15x1 mm Aluminiumrohr vom Baumarkt geschnitten. Jetzt laufen die Räder sicher auf den gewünschten Positionen der Achse.

10.09.2011 - Bau der Deichsel

Die Deichsel samt Befestigung habe ich aus folgenden Materialien hergestellt:

1 Deichsel, 25 mm, Aluminium – Zeltstange > Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Deichselrohr, 28 mm, Aluminium – Zeltstange > Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Deichselgriff, 25 mm, Aluminium – Zeltstange > Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Griffbefestigung – Lenkervorbau aus Aluminium > Fahrradzubehör
2 Griffschutz – Softgrips > Fahrradzubehör
4 Winkel für Befestigung Deichselrohr, Aluminium – Winkelprofil 30x30 mm > Baumarkt
2 Befestigungsbolzen – Sattelklemmbolzen mit Exzenter > Fahrradzubehör > z.B. Toma - klick! -
1 Rohrverbindungsbolzen – Sattelklemmbolzen mit Exzenter > Fahrradzubehör > z.B. Toma - klick!
8 Linsenkopfschrauben Inbus, M5,  12 mm, V2A > Metall-Markt Schumann - klick! -
8 Muttern, selbstsichernd, M5, V2A >  Metall-Markt Schumann - klick! -
2500 mm Zugleine, 5 mm - vom Baumarkt
1 ClamCleat - war vorhanden
1 Karabiner - war vorhanden

Joachims Konstruktionsprinzip folgend sollte der Wagen nur eine Deichsel bekommen. Bezüglich des Materials ist es m.E. günstiger, statt Meterware vom Baumarkt eloxierte Alubauteile aus dem Campingbereich (z.B. Tarp- oder Zeltstangen) zu verwenden. Diese sind von Haus aus meist teleskopierbar und passen relativ genau ineinander. Die von mir verwendete Zeltstange reichte für Deichselrohr, Deichsel und Griff.

DSC04617.JPG Als erstes bereitete ich die Montagewinkel für das Deichselrohr vor. Ich schnitt 4 jeweils 60 mm lange Stücke von einem Alu- Winkelprofil, 30x30 mm, ab. Dann bohrte ich jeweils in einen Flansch 2 Befestigungslöcher (5 mm), ca. 15 mm vom Ende, für die spätere Montage unter der Grundplatte. Bei 2 Winkeln bohrte ich dann noch ein Loch (6 mm) genau in der Mitte und genau auf Höhe des Berührungspunktes am Rohr. Hier kommt später der Monragebolzen durch.
DSC04637.JPG Bei den 2 Winkeln, die für den Rand vorgesehen waren, kam jeweils noch 1 Loch (10 mm)  dazu. Durch diese Löcher soll später das Zugseil laufen und das Aluminium sorgt für erheblich mehr Stabitilität an dieser kritische Stelle. Hier schon mal im Vorgriff ein Bild, das zeigt, worum es geht.
DSC04613.JPG Dann legte ich das Deichselrohr (auf 800 mm lang) auf eine ebene Fläche mit Anschlag. An beide Seiten kamen dann die Montagewinkel für das Rohrende (an der Achsauflage) und ich befestigte sie provisorisch mit Holzschrauben..
DSC04618.JPG Das Rohr fixierte ich vorsichtig mit einer Schraubzwinge, prüfte noch einmal alles nach und bohrte dann durch das vorhandene Loch (als "Lehre"), durch das Rohr und den zweiten Winkel das Loch für den Montagebolzen (6 mm). Wichtig dabei ist, die Bohrmaschine möglichst waagerecht und im rechten Winkel zu halten!
DSC04620.JPG Dann fixierte ich alles mit einem Sattelklemmbolzen mit Exzenter. Ein normaler 6 mm Schraubbolzen geht auch, ist leichter und kostet weniger. Aber eine meiner Anforderungen lautet ja : ... ohne Werkzeug zerlegbar ... und dafür erschienen mir diese Fahrradzubehörteile ideal. Eventuell verwende ich statt Sattelklemmbolzen später Klappbolzen aus dem Bootszubehörbereich.
DSC04621.JPG Unter der Grundplatte maß ich die Distanz Achslager - vorderer Rand und zeichnete diese -5 mm (Abstand zum Grundplattenrand) am Rohr an. Die Winkel am Rand montierte ich dann analog zu denen am Achslager. Dabei zeigten die großen Löcher für das Zugseil zum Rand hin (s. auch Bild oben).
DSC04622.JPG Nachdem ich dann die provisorische Verschraubung entfernt hatte legte ich die gesamte Montage auf die Unterseite der Grundplatte mit Anschlag Achsauflage und richtete sie genau (immer am Rohr gemessen!) mittig aus.
DSC04625.JPG Dann bohrte ich die Befestigungslöcher in die Grundplatte und schraubte die Winkel mit der Hand an. Zur Schonung der selbstsichernden Mutter verwendete ich zunächst normale. Wichtig ist, zunächst nur ein Loch zu bohren, zu verschrauben, dann das nächste Loch usw., usw. und immer wieder den genauen Sitz des Ganzen zu überprüfen. Als letztes wurden am vorderen Rand noch die Löcher (10 mm) für die Seilführung durch die Grundplatte gebohrt. Die Montage des Deichselrohrs war damit abgeschlossen.
DSC04626.JPG Insgesamt soll die Deichsel zwischen 850 und 950 mm (vorderer Rand Grundplatte - Griff) variabel sein. Diese Verstellbarkeit wird bei mir wie bei einem Fahrrad durch einen Lenkervorbau erreicht. Deichselrohr und Deichsel sind daher fix durch einen Sattelklemmbolzen verbunden. Sie überlappen sich 100 mm.
DSC04628.JPG Der Deichselgriff bereitete mir konstruktiv die größten Sorgen - Schweißen ist eine etwas schwierige Option, Schrauben ist unsicher. Die Erleuchtung kam beim zufälligen Anblick des Schrottfahrads eines Kollegen: Ein Lenkervorbau war die gesuchte Lösung! Ich habe mir einen aus Aluminium besorgt. Das übrig gebliebene Rohrstück von der Deichsel passte (auf 420 mm gekürzt) perfekt in die Lenkeraufnahme. Softgrips übergezogen und fertig war die Griffeinheit. Hier nur in Gänze gezeigt, denn der Bau war ein Kinderspiel.
DSC04640.JPG Fertig? Noch nicht so ganz, denn ich bohrte anschließend noch ein Loch (8 mm) für die Führung des Zugseils ein und entgratete es seeeehr sorgfältig.
DSC04636.JPG Da ein Aufwasch wurde auch gleich noch der Winkel am Ende der Grundplatte montiert. Er soll später das Gepäck daran hindern, nach hinten wegzurutschen. Sollte er sich als zu klein dimensioniert erweisen, ist eine Vergrößerung kein Problem.
DSC04649.JPG Ich konnte dann auch schon mal probeweise das Zugseil montieren. Die Verstellbarkeit der Länge des Zugseils soll bei mir probeweise zwischen Zuggeschirr und Griff angeordnet sein. 1. weil sie so möglicherweise bequem während des Gehens genutzt werden kann und 2. um ein mögliches Klappern der ClamCleat an der Deichsel zu vermeiden.
DSC04647.JPG Das ganze Pilgerwagenprojekt sieht jetzt so aus.
DSC04642.JPG Von oben und ...
DSC04644.JPG ... von unten.
DSC04658.JPG Hier noch einmal mit einem Gepäckdummie ...
DSC04656.JPG ... und aus anderer Position.
DSC04653.JPG Ich war schon mal soweit zufrieden! Jetzt wurde alles wieder abgeschraubt denn parallel zur Anfertigung des Zuggeschirrs soll Grundplatte 3 mal mit klarem Bootslack lackiert werden.

11.09.2011 - Bau des Zuggeschirrs

Achim_geschirr.jpg Beim Zuggeschirr habe ich mich an Joachims Idee angelehnt, dieses aus gepolsterten Rucksacktragegurten zu bauen. Er hat diese Konstruktion schon über viele Kilometer in unterschiedlichsten Gegenden getestet und bescheinigt ihr Luftigkeit und Bequemlichkeit bei einem Maximum an Beweglichkeit. Gute Gründe also, es damit zu versuchen.
Foto: (C) Joachim Villmar
DSC04660.JPG Die Anfertigung des Zuggeschirrs ist prinzipiell keine große Sache, wenn man über eine Nähmaschine verfügt (die auch 3 Lagen Gurtband verkraftet - wie meine Pfaff 1071) und damit umgehen kann. Ansonsten muss man sich Hilfe holen. Für mein Zuggeschirr habe ich die Träger eines nicht benötigten Ortlieb- Tragestells für Fahrradpacktaschen genutzt, 40 mm Gurtband (2 x 600 mm, 2 x 100 mm), 2 dazu passende D- Ringe aus Nylon und Reflefexionsband.
DSC04664.JPG Als erstes wurde das Reflexionsband auf die beiden langen Gurtbänder genäht (ca. 200 mm von einem der Enden). Ich lege Wert auf möglichst gute passive Sicherheit, deshalb "verziere" ich z.B. auch meine selbst genähten Anoraks und die Bänder meiner Rucksäcke gern mit Reflexionsmaterialen.
Alle Schnittkanten der Gurtbänder hatte ich übrigens vorher mit einem Feuerzeug vorsichtig verschweißt.
DSC04666.JPG  Dann nähte ich mit einer Naht die Gurtbänder auf die Oberseite der Ortlieb- Gurte ...
DSC04668.JPG ... und in gleicher Weise an die Unterseite die kurzen Gurtbandstücke.
DSC04670.JPG Die überstehenden Ecken des Ortlieb- Gurtes habe ich nach unten eingeklappt und alle 3 Teile stabil miteinander vernäht.
DSC04673.JPG Als nächstes wurden die D- Ringe an den anderen Enden der 40 mm- Gurtbänder angenäht und gleichzeitig auch die schmalen Gurte der Ortliebs. Dafür habe ich ungefähr 100 mm Gurt umgeklappt und dazwischen alles vernäht. Oben abgebildet die Oberseite, unten die Unterseite. Der Billigkarabiner auf dem Foto dient nur der Anprobe, später wird ein hochwertigerer verwendet.
DSC04675.JPG So sieht das Zuggeschirr fertiggestellt aus. Auch vorne gibt es Reflexionselemente. Wichtig erscheint mir der Brustgurt, denn er sorgt im Betrieb dafür, dass die Gurte nicht so leicht über die Schultern abrutschen.
DSC04677.JPG Auf der Rückseite erkennt man, dass sich der Karabiner zum Einklinken ins Zugseil ungfähr auf Ellenbogenhöhe befindet. Um zu ermitteln, wie lang die anzunähenden Gurtbänder sein müssen, hilft also nur die Anprobe und ausprobieren.
Ausprobieren ist das Stichwort. Sobald die Grundplatte fertig lackiert - eine Schicht ist drauf - und der Wagen wieder zusammengebaut ist, beginnt die Testphase. Bericht kommt!
DSC04678.JPG Und dann kam sie doch noch, die erste Änderung. Mir gefiel die Zusammenführung der Gurte mit den D- Ringen und dem Karabiner nicht so richtig. Also habe ich die D- Ringe entfernt, schmales Gurtband durch die Tunnel gezogen und miteinander vernäht.
DSC04680.JPG Dann habe ich die Nähstelle in einen der Tunnel gezogen. Die Schlaufe lief jetzt durch die Tunnel und auf der Rückseite der Gurte. Ich habe die Gurte dann auseinandergezogen und  die Schlaufe in der Mitte mehrfach vernäht. So gefällt es mir doch besser. Mal sehen, wie es sich bewährt.

16.09.2011 - Roll-Out!

DSC04759.JPG Es ist vollbracht! Alles ist lackiert, alles ist montiert, letzte Verbesserungen wurden vorgenommen.
DSC04691.JPG Einem Rat Joachims folgend habe ich die Führung der Gepäckgurte verändert. Sie laufen jetzt nicht mehr über das Deichselrohr und Gefahr des Hängenbleibens an Bodenhindernissen ist damit deutlich reduziert. Auch habe ich zusätzliche Schlitze für die Gurte eingefräst.
DSC04687.JPG Totale von unten.
Dsc04741.jpg Fertigmachen zum ersten Test. Mein Gepäckdummie mußte wieder ran. Das Ganze wog 13,7 kg.
DSC04742.JPG Sieht schon schnittig aus, das Teil.
DSC04708.JPG Zuggeschirr anziehen, ...
DSC04701.JPG ... Karabiner suchen, ...
DSC04709.JPG ... Zugseil bereit halten, ...
DSC04710.JPG ... in Karabiner einhängen ...
DSC04712.JPG ... und fertig! Mit dem Sitz des Zuggeschirrs bin ich sehr zufrieden. Auch unter Last fühlte es sich bisher immer sehr komfortabel an.
Dsc04713.jpg Die ersten Schritte mit meiner Carreta. Der Deichselgriff ist etwas vom Körper entfernt und so soll es auch sein.
Dsc04716.jpg Die Kurve gekriegt. Hier erkennt man schon ansatzweise, wie beweglich man mit dieser Kombination von Deichsel und Zuggeschirr ist. Tatsächlich kann ich mich bequem zum Wagen umdrehen. Mich behindert nichts. Gute Vorraussetzungen zum Fotografieren!
Dsc04718.jpg Hier der "Antriebsstrang" in der Seitenansicht. Joachim hat bei der Entwicklung dieses Prinzips den richtigen Einfall gehabt.
DSC04721.JPG Und weil es so schön ist auch noch einmal von schräg hinten. Man erkennt gut den Lauf des Zugseils und den Sitz der Verstelleinrichtung für die Zugseillänge.
DSC04722.JPG Die Reflektoren am Zuggeschirr werden wohl deutlich zu sehen sein. Ich werde zusätzlich auch noch welche auf die Seiten des Deichselrohrs und an den Abschlusswinkel am Heck kleben.
Dsc04729.jpg Ich Wandere und Trekke eigentlich nur mit Stöcken und es ist mir wichtig, die Teile auch mit einem Pilgerwagen nutzen zu können. Zur Probe also mal die Walking- Stöcke genommen und ausprobiert.
DSC04730.JPG Links und rechts ist reichlich Platz. Auch der recht breite Deichselgriff stört nicht.
DSC04732.JPG Selbst bei sehr langen Schritten und Stöcke in hinterer Position stieß ich nirgendwo an. Eine Bauidee für Pilgerwagen sieht die Nutzung von Trekkingstöcken als Deichseln vor. Dies würde für mich keinen Sinn machen, da ich die Stöcke ja einsetzen will.
DSC04733.JPG Selbst im Gehen konnte ich die Länge des Zugseils verstellen, um sie optimal an die Situation anpassen zu können. Ein Griff nach hinten, Seil in der ClamCleat gelöst, ...
DSC04736.JPG ... Seillänge verändert und das Seil wieder in die ClamCleat eingeklemmt - fertig!
DSC04744.JPG Noch ein paar Details, auf die hinweisen möchte. Durch zusätzliche Schlitze kann ich die Gepäckgurte auch weiter innen verlaufen lassen und so bestimmte Gepäckarten vor Beschädigung durch die Räder oder Verschmutzung durch Matsch bewahren. Die Ösenschrauben der Achsbefestigung werden jetzt durch Augenmuttern fixiert. Diese kann man leicht mittels eines Knebels sehr fest anziehen, aber auch lösen. Außerdem bieten die beiden Augenmuttern zusätzliche Zurrpunkte für das Gepäck.
DSC04748.JPG Alle Montageteile wurden mit V2A Linsenkopf-Inbusschrauben befestigt. Eine Gefahr der Beschädigung des Gepäcks durch Schraubenköpfe ist daher nicht gegeben. Als Muttern wurden selbstsichernde aus V2A verwendet.
DSC04750.JPG Auch der Abschlusswinkel ist damit befestigt. Zusätzlich wurden auf der Unterseite Scheiben aus V2A verwendet.
DSC04754.JPG Hier noch einmal die Schlitze für die Gepäckgurte. Zwischen den ursprünglichen Positionen habe zusätzlich noch 3 eingefräst. Insgesamt sind auf jeder Seite 7 Schlitze hinzu gekommen.
DSC04688.JPG An das Zuggeschirr habe ich auf Höhe der Schulterblätter noch einen in der Länge verstelbaren Quergurt genäht. Das Geschirr sitzt dadurch erheblich sicherer und besser.
DSC04693.JPG Hier noch einmal zur Verdeutlichung, wie ich die Verstellbarkeit der Zugleine realisiert habe. Die ClamCleat ist an einer Seite in das Seil geknotet und das freie Ende läuft durch den Klemmbereich.
DSC04755.JPG Am Rand der Grundplatte habe ich das Seil einfach durch die beiden dafür vorgesehenen Löcher gezogen und mittels Palstek verknotet. Die Knoten läßt sich bei Bedarf leicht lösen.
DSC04757.JPG Hier noch der Lauf des Seils um das Deichselrohr.

Der Pilgerwagen hat wirklich alle Eigenschaften, die Joachim ihm zugesprochen hatte. Ich bin mit dem Teil auf der Ebene gelaufen - man merkt ihn kaum. Bergab drückte der Deichselgriff leicht an den Achtersteven und bergan war die Last am Zuggeschirr nur äußerst moderat und dabei komfortabel zu spüren. Man ist äußerst beweglich unterwegs und äußerst entspannt. Der Wagen läuft mit leichten, waagerechten Pendelbewegungen sicher in der Spur hinter mir her und das sogar, wenn es am Hang entlang geht! Ich bin Bordsteine leicht schräg hinauf und hinab gelaufen ohne die Hände zuhilfe zu nehmen - der Wagen folgte ohne Probleme, setzte nicht auf.

Ach ja, der Pilgerwagen wiegt komplett mit Zuggeschirr und Gepäckgurten 4,5 kg - Ziel um 500g unterboten!

Der nächste und größere Test findet am 22.09.2011 entlang der Ostseeküste von Lübeck-Travemünde nach Scharbeutz statt. Ich werde natürlich berichten.
Mein Fazit bis jetzt: Ein richtig tolles und sehr nützliches Teil - ganz bestimmt!

20.09.2011 - letzte Verbesserungen vor dem Testlauf

DSC04777.JPG Die Verbindungsstelle der Deichsel erschien mir noch zu schwach und hatte etwas Spiel. Also habe ich dort in das Rohr der Deichsel ein genau passendes Rundholz getrieben (Besenstiel, 120 mm). Dann noch zur weiteren Reduzierung des Spiels etwas Klebeband herum. Nun kann ich den Exzenter sehr fest anziehen. Die Verbindung ist sehr stabil und weitgehend spielfrei.
DSC04781.JPG Gummiexpander o.ä. in die Schlitze für die Packgurte einhaken könnte zu Beschädigungen (z.B. Ausbrechen des schmalen Steges) der Grundplatte führen. Daher habe ich aus Gurtband, D- Ringen und 8 mm Holzdübeln diese Einhakvorrichtung genäht. Vorrichtung von oben ohne Dübel durch den Schlitz stecken ...
DSC04786.JPG ... und von unten mit dem Dübel gegen Durchrutschen sichern. Fertig! Wichtig ist, die Tunnel für die Dübel so eng zu nähen, dass sie gerade noch hinein geschoben werden können.
DSC04771.JPG Ich habe zum Testen vier von diesen Teilen angefertigt ...
DSC04784.JPG ... und erst einmal so verteilt. Der Möglichkeiten gibt es viele.
DSC04773.JPG Die Abstandshülsen auf der Achse könnten sich mit der Zeit in das Holz des Achslagers fressen. Diese kleine Vorrichtung verhindert dies sicher.
DSC04780.JPG Und so sieht das mit aufgesetztem Rad aus. Nun bin ich bin gespannt auf das Ergebnis des ersten Testlaufs.

22.09.2011 - der erste Test

DSC04790.JPG Für den ersten Test nutzte ich einen Ausflug mit Kollegen. An der Ostseeküste entlang gings vom Brodtener Ufer bis Scharbeutz.
DSC04791.JPG Auf normalem Wanderweg, hier mit Stöcken, zeigt sich die Carreta von ihrer allerbesten Seite: Es war einfach nur ein komfortables Gehen mit ca. 10 kg Gepäck!
DSC04794.JPG Auch ein kurzer Ausflug über geggten Acker änderte nichts an diesem Eindruck. Es mußte nur ein wenig kräftiger gezogen werden. Der Wagen lief spurtreu hinterher. Dieselbe Erfahrung gabs auch bei Abstechern in weglosen Uferwald.
DSC04799.JPG Der nächste Tester war gut 195 lang. Sein Urteil schon nach kurzer Zeit: Absolut angenehm und sehr bequem. Die Ein-Deichsel-Konstruktion in Verbindung mit dem Zuggeschirr genial. Bei diesem Urteil blieb er auch am Schluss.
DSC04810.JPG Durch losen Strandsand gings ohne Probleme ...
DSC04813.JPG ... und ebenso mit ein wenig Gefühl kurze Treppen hinauf, ...
DSC04815.JPG ... Bohlenwege entlang ...
DSC04816.JPG ... und am anderen Ende wieder Treppen hinunter. So ging es durchaus, ...
DSC04823.JPG ... aber so ging es erheblich besser. Hier sieht man noch einmal, wie beweglich man mit der Deichsel - Zuggeschirr Kombination ist. Ausgeklinkt hatte er sich für diese Aktion nicht!
DSC04833.JPG Der nächste Tester schnappte sich das Teil und weigerte sich später, ihn vor dem Ende unserer kleinen Wanderung wieder herauszurücken. Er bestätigte das Urteil seines Vorgängers.
DSC04840.JPG Auch hier hier ist das große Maß an Beweglichkeit zu erkennen. Dieser Kollege saß später mit einem Eis in der Hand auf einer Bank und ich war dann schon wirklich erstaunt, dass er sich dafür auch nicht ausgeklinkt hatte.
DSC04849.JPG Und dann waren wir fast am Ziel. Einhelliges Urteil aller Tester: Klasse Teil! Es hat alle meine ersten Eindrücke zunächst einmal voll bestätigt. Änderungs- oder Verbesserungsbedarf wurde bei diesem Test nicht festgestellt.
Der nächste Test erfolgt dann auf einer 2 - 3 Tagestour und die wirkliche Bewährungsprobe im rauhen Einsatz dann auf langer Tour. Aber das wird noch ein wenig dauern - leider.





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  © Hartmut Henkel - erstellt: 21.08.2011 - aktualisiert: 22.09.2011