Pilgerwagen - Carreta
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Mein Bautagebuch als Anregung zum MYOG
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Ich nehme gern einige Erschwernisse auf mich, um meine Wege gehen zu
können - aber keine unnötigen!
So mag ich z.B. nur Gewicht schleppen, das wirklich erforderlich ist.
Also arbeite ich schon seit langem daran, immer leichteres Zeugs zu
nutzen und davon konsequent dann nur die wirklich erforderlichen
Sachen. Das funktioniert zunehmend gut.
Vor einiger Zeit entdeckte ich ein anderes Konzept: Pilgerwagen! Bei
Recherchen über Pilgerwege stieß ich darauf und wurde
neugierig. Bald war beschlossen: So ein Ding will ich bauen und testen!
Mir ist klar, dass Wandern mit Pilgerwagen nicht auf allen Wegen
möglich ist - aber doch auf sehr vielen!
Den Erfahrungen anderer Pilgerwagenbauer folgend - da gibt es richtige
Spezialisten - habe ich meine Carreta konzipiert. Sie soll folgende
Vorgaben erfüllen:
- Komplett zerlegbar.
- Maximales Packmaß 800 mm x 450 mm - damit der Heimtransport
im Flieger kein Problem ist.
- Ohne besonderes Werkzeug zerlegbar.
- Bei Bedarf auf dem Rücken transportierbar - bei sonst
unpassierbaren Wegstellen.
- Geeignet für eine flexible, wasserdichte Tasche (z.B. Vaude
Kuriertasche mit Rückentragesystem).
- Grundplatte aus 6 mm wetterfestem Multiplex Sperrholz.
- 12,5" Lufträder mit Kugellagern.
- Deichseln teleskopierbar.
- Zugposition einstellbar auf Körpergrößen von 170
cm bis 190 cm.
- Maximales Gewicht komplett mit Zuggeschirr 5 Kilogramm.
Ich baute nach einfachen Bleistiftskizzen, die nicht vorzeigbar
sind. Eigentlich hatte ich den Bauplan im Kopf - und abends wurde vor
dem Einschlafen im selbigen fleißig weiter entwickelt.
Ich hoffe, diese kleine Dokumentation hilft allen, die auch so ein Teil
bauen wollen, mit aussagekräftigen Bildern weiter. Der Nachbau
dürfte kein Riesenproblem sein.
Ich werde alles entsprechend meines Baufortschrittes
veröffentlichen. Das hat allerdings den kleinen Nachteil, dass
erst am Schluss der komplette Pilgerwagen zu sehen sein wird - also,
ich finds spannend.
Hier noch einige Links, die mir bisher sehr weiterholfen haben:
Einen besondern Dank noch an Joachim Villmar für die
uneigennützige Überlassung seiner Bauunterlagen und die
Fotos. Joachim, Du hast für mich schon viele Probleme gelöst!
Hier noch ein paar Fotos, die er mir dankenswerter Weise zur
Verfügung stellte ((C) Joachim Villmar), die ihn mit seiner
Carreta auf Tour und auf dem Rücken zeigen.
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21.08.2001 - Achse und Räder
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Die Räder habe ich noch von einem anderen Projekt. Ich hatte sie
bei Zölzer - klick! -
(Nr. 5) gekauft. Wer gerne fertige Räder mit Kugellagern verwenden
möchte, wird z.B. hier - klick! - fündig.
Als erstes wurden aus den Rädern vorsichtig die Gleitlager entfernt.
Der Innendurch- messer des Lagergehäuses ist 24 mm. Bei Ebay habe ich
4 Kugellager mit entsprechendem Außendurchmesser und 12 mm
Innendurchmesser gekauft.
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Die Lager wurden vorsichtig mit einer Schraubzwinge bündig in die
Lagergehäuse gepresst. Nicht mit einem Hammer einschlagen - dass
würde wahrscheinlich die Lager zerstören. Hier die
Außenseite des Rades.
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Auf der Innenseite sieht man die Bearbeitungsspuren am Rohr. Die
nahtlose Edelstahlachse habe ich im Baumarkt gekauft, Gemmel Metalle - klick! - ist eine Alternative. Der
Rohrdurchmesser war einen winzigen Tick zu groß. Ich habe es in
eine Bohrmaschine eingespannt und zunächst mit einer Metallfeile
und dann mit 120er Schleifpapier im Bereich des Rädersitzes
passend gemacht (hellerer Bereich auf dem Foto). Das funktioniert mit
einer elektronisch regelbaren Bohrmaschine recht gut.
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Dir Räder waren fertig, die Radachse soweit
vorbereitet. Letzte Arbeiten, z.B. genaue Länge oder Bohrungen
für die Radsicherungssplinte, erfolgen vor der Montage an der
Grundplatte.
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23.08.2011 - Unverlierbare Splinte
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Bei meinem Bootswagen verliere ich immer wieder einmal Splinte
für die Radsicherung. Das soll mir bei meiner Carreta nicht so leicht
passieren! Ich nutzte die Tatsache, als Radachse ein Rohr gewählt zu
haben. Das Prinzip ist einfach: Splinte biegen, die zwar gerade so durch
die Kugellager passen, aber noch nicht in das Achsrohr rutschen. Durch das
Rohr ein Gummi ziehen und die Splinte damit verbinden. Auf diesem
Foto ein montierter Splint.
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Hier der in die Achse gesteckte Splint und ...
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... hier wird gerade das Rad abgezogen. Wie zu
sehen ist, geht das problemlos. Dieses Prinzip für unverlierbare
Splinte haben andere ursprünglich für Bootswagen ersonnen.
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Hier noch einmal die heraugezogene Gummischnur. Die
Splinte habe ich übrigens aus Drahtkleiderbügeln einer
chemischen Reinigung gebogen. Dieses Material ist wunderbar steif und
läßt sich trotzdem gut verarbeiten. Für die Anfertigung
der Splinte habe ich einfach einen passenden Bohrer in den
Schraubstock gespannt, um dessen Schaft herum die Öse gebogen,
überschüssige Material abgekniffen und mit einer Kombizange
die Öse so nachgebogen, dass sie noch nicht ins Rohr rutscht,
aber durchs Kugellager passt
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03.09.2011 - Bau der Grundplatte aus 6 mm
Multiplex- Sperrholz
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Die Grundplatte fertigte ich aus wetterfestem
Multiplex Sperrholz vom Baumarkt. Maße: 720x420x6 mm.
Zunächst habe ich die Eckabrundungen, den Sitz der Achsauflage
und der Halteschlitze für die Packgurte angezeichnet. Dann habe
ich mit der Oberfräse die Schlitze ausgefräst (Fräser 6
mm Nut). Die Schlitze können natürlich auch anders herausge-
arbeitet werden, aber mit der Oberfräse wird das Ergebnis recht
sauber.
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Dann wurden mit der Stichsäge und feinem Sägeblatt die
Eckabrundungen abgesägt.
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Für die Achsauflage habe ich eine Leiste mit
20x40 mm Querschnitt gewählt. Entsprechend Joachims Bauweise wird
dadurch u.a. die Bodenfreiheit des Wagens verbessert. In eine
Schmalseite habe ich mit einem 12,7 mm Fräser eine Kehle
gefräst. die der Achse einen sicheren Halt gibt. Es geht
allerdings auch ohne Kehle - vielleicht nur nicht so gut?
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"Anprobe".
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Joachims genial einfache Idee der Achsmontage habe ich
natürlich übernommen! Die Achse wird von zwei rostfreien
Ösenschrauben fest und sicher auf die Achsauflage gepresst - ist aber
bei Bedarf sehr einfach komplett demontierbar. Der Querschlitz stellt
sicher, dass die Öse tief genug gezogen werden kann und so die Achse
wirklich unverrückbar fixiert.
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Die Achsauflage habe ich dann unter die Grundplatte
geleimt und zusätzlich mit Holzschrauben fixiert. Die beiden
Achschrauben sorgen für zusätzlichen Halt.
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Die Montage von unten mit montiertem Achsrohr. Die
Achslänge beträgt übrigens 585 mm, der Abstand vom Radlager
zur Achsauflage 25 mm.
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Die Achsrohrmontage im Detail von unten und ...
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... von oben. Die Mutter der Achsschraube ist ein
Provisorium und wird später durch eine rostfreie Augenmutter ersetzt.
Damit wird die komplette Einheit aus Grundplatte, Achse und Rädern
ohne besonderes Werkzeug zerlegbar sein. Rostfreie Schrauben und Muttern
bekommt man z.B. im Spannfix-Shop - klick! -.
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Der Wagen mit montierten Rädern aus ...
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... unterschiedlichen ...
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... Perspektiven. Man ahnt jetzt schon, wie er
später einmal aussehen wird.
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Er steht übrigens auch recht sicher senkrecht!
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Zum Schluss habe ich noch 2 Abstandshülsen von ca.
24 mm Länge aus 15x1 mm Aluminiumrohr vom Baumarkt geschnitten. Jetzt
laufen die Räder sicher auf den gewünschten Positionen der
Achse.
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10.09.2011 - Bau der Deichsel
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Die Deichsel samt Befestigung habe ich aus folgenden Materialien
hergestellt:
1 Deichsel, 25 mm, Aluminium – Zeltstange >
Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Deichselrohr, 28 mm, Aluminium – Zeltstange >
Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Deichselgriff, 25 mm, Aluminium – Zeltstange >
Campingzubehör > Camping Plus - klick! -
1 Griffbefestigung – Lenkervorbau aus Aluminium >
Fahrradzubehör
2 Griffschutz – Softgrips > Fahrradzubehör
4 Winkel für Befestigung Deichselrohr, Aluminium –
Winkelprofil 30x30 mm > Baumarkt
2 Befestigungsbolzen – Sattelklemmbolzen mit Exzenter >
Fahrradzubehör > z.B. Toma - klick! -
1 Rohrverbindungsbolzen – Sattelklemmbolzen mit Exzenter >
Fahrradzubehör > z.B. Toma - klick!
8 Linsenkopfschrauben Inbus, M5, 12 mm, V2A > Metall-Markt Schumann - klick! -
8 Muttern, selbstsichernd, M5, V2A > Metall-Markt Schumann - klick! -
2500 mm Zugleine, 5 mm - vom Baumarkt
1 ClamCleat - war vorhanden
1 Karabiner - war vorhanden
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Joachims
Konstruktionsprinzip folgend sollte der Wagen nur eine Deichsel
bekommen. Bezüglich des Materials ist es m.E.
günstiger, statt Meterware vom Baumarkt eloxierte
Alubauteile aus dem Campingbereich (z.B. Tarp- oder
Zeltstangen) zu verwenden. Diese sind von Haus aus meist
teleskopierbar und passen relativ genau ineinander. Die von mir
verwendete Zeltstange reichte für Deichselrohr, Deichsel
und Griff.
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Als erstes bereitete ich die Montagewinkel für
das Deichselrohr vor. Ich schnitt 4 jeweils 60 mm lange Stücke
von einem Alu- Winkelprofil, 30x30 mm, ab. Dann bohrte ich jeweils in
einen Flansch 2 Befestigungslöcher (5 mm), ca. 15 mm vom Ende,
für die spätere Montage unter der Grundplatte. Bei 2 Winkeln
bohrte ich dann noch ein Loch (6 mm) genau in der Mitte und genau auf
Höhe des Berührungspunktes am Rohr. Hier kommt später
der Monragebolzen durch. |
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Bei den 2 Winkeln, die für den
Rand vorgesehen waren, kam jeweils noch 1 Loch (10 mm) dazu. Durch
diese Löcher soll später das Zugseil laufen und das Aluminium
sorgt für erheblich mehr Stabitilität an dieser kritische
Stelle. Hier schon mal im Vorgriff ein Bild, das zeigt, worum es geht.
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Dann legte ich das Deichselrohr (auf 800 mm lang)
auf eine ebene Fläche mit Anschlag. An beide Seiten kamen dann
die Montagewinkel für das Rohrende (an der Achsauflage) und ich
befestigte sie provisorisch mit Holzschrauben..
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Das Rohr fixierte ich vorsichtig mit einer
Schraubzwinge, prüfte noch einmal alles nach und bohrte dann
durch das vorhandene Loch (als "Lehre"), durch das Rohr und den
zweiten Winkel das Loch für den Montagebolzen (6 mm). Wichtig
dabei ist, die Bohrmaschine möglichst waagerecht und im rechten
Winkel zu halten!
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Dann fixierte ich alles mit einem Sattelklemmbolzen
mit Exzenter. Ein normaler 6 mm Schraubbolzen geht auch, ist leichter
und kostet weniger. Aber eine meiner Anforderungen lautet ja : ...
ohne Werkzeug zerlegbar ... und dafür erschienen mir diese
Fahrradzubehörteile ideal. Eventuell verwende ich statt
Sattelklemmbolzen später Klappbolzen aus dem
Bootszubehörbereich. |
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Unter der Grundplatte maß ich die Distanz
Achslager - vorderer Rand und zeichnete diese -5 mm (Abstand zum
Grundplattenrand) am Rohr an. Die Winkel am Rand montierte ich dann
analog zu denen am Achslager. Dabei zeigten die großen
Löcher für das Zugseil zum Rand hin (s. auch Bild oben).
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Nachdem ich dann die provisorische Verschraubung
entfernt hatte legte ich die gesamte Montage auf die Unterseite der
Grundplatte mit Anschlag Achsauflage und richtete sie genau (immer am
Rohr gemessen!) mittig aus. |
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Dann bohrte ich die
Befestigungslöcher in die Grundplatte und schraubte die Winkel mit
der Hand an. Zur Schonung der selbstsichernden Mutter verwendete ich
zunächst normale. Wichtig ist, zunächst nur ein Loch zu bohren,
zu verschrauben, dann das nächste Loch usw., usw. und immer wieder
den genauen Sitz des Ganzen zu überprüfen. Als letztes wurden am
vorderen Rand noch die Löcher (10 mm) für die Seilführung
durch die Grundplatte gebohrt. Die Montage des Deichselrohrs war damit
abgeschlossen.
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Insgesamt soll die Deichsel zwischen 850 und 950 mm
(vorderer Rand Grundplatte - Griff) variabel sein. Diese
Verstellbarkeit wird bei mir wie bei einem Fahrrad durch einen
Lenkervorbau erreicht. Deichselrohr und Deichsel sind daher fix durch
einen Sattelklemmbolzen verbunden. Sie überlappen sich 100 mm.
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Der Deichselgriff bereitete mir konstruktiv die
größten Sorgen - Schweißen ist eine etwas schwierige
Option, Schrauben ist unsicher. Die Erleuchtung kam beim
zufälligen Anblick des Schrottfahrads eines Kollegen: Ein
Lenkervorbau war die gesuchte Lösung! Ich habe mir einen aus
Aluminium besorgt. Das übrig gebliebene Rohrstück von der
Deichsel passte (auf 420 mm gekürzt) perfekt in die
Lenkeraufnahme. Softgrips übergezogen und fertig war die
Griffeinheit. Hier nur in Gänze gezeigt, denn der Bau war ein
Kinderspiel.
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Fertig? Noch nicht so ganz, denn ich bohrte
anschließend noch ein Loch (8 mm) für die Führung des
Zugseils ein und entgratete es seeeehr sorgfältig.
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Da ein Aufwasch wurde auch gleich noch
der Winkel am Ende der Grundplatte montiert. Er soll später das
Gepäck daran hindern, nach hinten wegzurutschen. Sollte er sich als
zu klein dimensioniert erweisen, ist eine Vergrößerung kein
Problem.
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Ich konnte dann auch schon mal probeweise das
Zugseil montieren. Die Verstellbarkeit der Länge des Zugseils
soll bei mir probeweise zwischen Zuggeschirr und Griff angeordnet
sein. 1. weil sie so möglicherweise bequem während des
Gehens genutzt werden kann und 2. um ein mögliches Klappern der
ClamCleat an der Deichsel zu vermeiden.
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Das ganze Pilgerwagenprojekt sieht jetzt so aus. |
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Von oben und ...
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... von unten.
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Hier noch einmal mit einem Gepäckdummie ...
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... und aus anderer Position.
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Ich war schon mal soweit zufrieden!
Jetzt wurde alles wieder abgeschraubt denn parallel zur Anfertigung des
Zuggeschirrs soll Grundplatte 3 mal mit klarem Bootslack lackiert werden.
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11.09.2011 - Bau des Zuggeschirrs
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Beim Zuggeschirr habe ich mich an
Joachims Idee angelehnt, dieses aus gepolsterten Rucksacktragegurten zu
bauen. Er hat diese Konstruktion schon über viele Kilometer in
unterschiedlichsten Gegenden getestet und bescheinigt ihr Luftigkeit und
Bequemlichkeit bei einem Maximum an Beweglichkeit. Gute Gründe also,
es damit zu versuchen.
Foto: (C) Joachim Villmar
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Die Anfertigung des Zuggeschirrs ist prinzipiell keine große
Sache, wenn man über eine Nähmaschine verfügt (die auch 3
Lagen Gurtband verkraftet - wie meine Pfaff 1071) und damit umgehen kann.
Ansonsten muss man sich Hilfe holen. Für mein Zuggeschirr habe ich
die Träger eines nicht benötigten Ortlieb- Tragestells für
Fahrradpacktaschen genutzt, 40 mm Gurtband (2 x 600 mm, 2 x 100 mm), 2
dazu passende D- Ringe aus Nylon und Reflefexionsband.
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Als erstes wurde das Reflexionsband auf die beiden langen
Gurtbänder genäht (ca. 200 mm von einem der Enden). Ich lege
Wert auf möglichst gute passive Sicherheit, deshalb "verziere" ich
z.B. auch meine selbst genähten Anoraks und die Bänder meiner
Rucksäcke gern mit Reflexionsmaterialen.
Alle Schnittkanten der Gurtbänder hatte ich übrigens vorher mit
einem Feuerzeug vorsichtig verschweißt.
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Dann nähte ich mit einer Naht die Gurtbänder auf die
Oberseite der Ortlieb- Gurte ...
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... und in gleicher Weise an die Unterseite die kurzen
Gurtbandstücke.
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Die überstehenden Ecken des Ortlieb- Gurtes habe ich nach unten
eingeklappt und alle 3 Teile stabil miteinander vernäht.
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Als nächstes wurden die D- Ringe
an den anderen Enden der 40 mm- Gurtbänder angenäht und
gleichzeitig auch die schmalen Gurte der Ortliebs. Dafür habe ich
ungefähr 100 mm Gurt umgeklappt und dazwischen alles vernäht.
Oben abgebildet die Oberseite, unten die Unterseite. Der Billigkarabiner
auf dem Foto dient nur der Anprobe, später wird ein hochwertigerer
verwendet.
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So sieht das Zuggeschirr fertiggestellt aus. Auch vorne gibt es
Reflexionselemente. Wichtig erscheint mir der Brustgurt, denn er sorgt im
Betrieb dafür, dass die Gurte nicht so leicht über die Schultern
abrutschen.
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Auf der Rückseite erkennt man, dass sich der Karabiner zum
Einklinken ins Zugseil ungfähr auf Ellenbogenhöhe befindet. Um
zu ermitteln, wie lang die anzunähenden Gurtbänder sein
müssen, hilft also nur die Anprobe und ausprobieren.
Ausprobieren ist das Stichwort. Sobald die Grundplatte fertig lackiert -
eine Schicht ist drauf - und der Wagen wieder zusammengebaut ist, beginnt
die Testphase. Bericht kommt!
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Und dann kam sie doch noch, die erste Änderung. Mir gefiel die
Zusammenführung der Gurte mit den D- Ringen und dem Karabiner nicht
so richtig. Also habe ich die D- Ringe entfernt, schmales Gurtband durch
die Tunnel gezogen und miteinander vernäht.
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Dann habe ich die Nähstelle in
einen der Tunnel gezogen. Die Schlaufe lief jetzt durch die Tunnel und auf
der Rückseite der Gurte. Ich habe die Gurte dann auseinandergezogen
und die Schlaufe in der Mitte mehrfach vernäht. So gefällt
es mir doch besser. Mal sehen, wie es sich bewährt.
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16.09.2011 - Roll-Out!
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Es ist vollbracht! Alles ist
lackiert, alles ist montiert, letzte Verbesserungen wurden vorgenommen.
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Einem Rat Joachims folgend habe ich die Führung der
Gepäckgurte verändert. Sie laufen jetzt nicht mehr über das
Deichselrohr und Gefahr des Hängenbleibens an Bodenhindernissen ist
damit deutlich reduziert. Auch habe ich zusätzliche Schlitze für
die Gurte eingefräst.
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Totale von unten.
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Fertigmachen zum ersten Test. Mein Gepäckdummie mußte wieder
ran. Das Ganze wog 13,7 kg.
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Sieht schon schnittig aus, das Teil.
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Zuggeschirr anziehen, ...
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... Karabiner suchen, ...
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... Zugseil bereit halten, ...
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... in Karabiner einhängen ...
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... und fertig! Mit dem Sitz des Zuggeschirrs bin ich sehr zufrieden.
Auch unter Last fühlte es sich bisher immer sehr komfortabel an.
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Die ersten Schritte mit meiner Carreta. Der Deichselgriff ist etwas
vom Körper entfernt und so soll es auch sein.
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Die Kurve gekriegt. Hier erkennt man schon ansatzweise, wie beweglich
man mit dieser Kombination von Deichsel und Zuggeschirr ist.
Tatsächlich kann ich mich bequem zum Wagen umdrehen. Mich behindert
nichts. Gute Vorraussetzungen zum Fotografieren!
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Hier der "Antriebsstrang" in der Seitenansicht. Joachim hat bei der
Entwicklung dieses Prinzips den richtigen Einfall gehabt.
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Und weil es so schön ist auch noch einmal von schräg hinten.
Man erkennt gut den Lauf des Zugseils und den Sitz der Verstelleinrichtung
für die Zugseillänge.
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Die Reflektoren am Zuggeschirr werden wohl deutlich zu sehen sein. Ich
werde zusätzlich auch noch welche auf die Seiten des Deichselrohrs
und an den Abschlusswinkel am Heck kleben.
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Ich Wandere und Trekke eigentlich nur mit Stöcken und es ist mir
wichtig, die Teile auch mit einem Pilgerwagen nutzen zu können. Zur
Probe also mal die Walking- Stöcke genommen und ausprobiert.
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Links und rechts ist reichlich Platz. Auch der recht breite
Deichselgriff stört nicht.
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Selbst bei sehr langen Schritten und Stöcke in hinterer Position
stieß ich nirgendwo an. Eine Bauidee für Pilgerwagen sieht die
Nutzung von Trekkingstöcken als Deichseln vor. Dies würde
für mich keinen Sinn machen, da ich die Stöcke ja einsetzen
will.
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Selbst im Gehen konnte ich die Länge des Zugseils verstellen, um
sie optimal an die Situation anpassen zu können. Ein Griff nach
hinten, Seil in der ClamCleat gelöst, ...
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... Seillänge verändert und das Seil wieder in die ClamCleat
eingeklemmt - fertig!
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Noch ein paar Details, auf die hinweisen möchte. Durch
zusätzliche Schlitze kann ich die Gepäckgurte auch weiter innen
verlaufen lassen und so bestimmte Gepäckarten vor Beschädigung
durch die Räder oder Verschmutzung durch Matsch bewahren. Die
Ösenschrauben der Achsbefestigung werden jetzt durch Augenmuttern
fixiert. Diese kann man leicht mittels eines Knebels sehr fest anziehen,
aber auch lösen. Außerdem bieten die beiden Augenmuttern
zusätzliche Zurrpunkte für das Gepäck.
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Alle Montageteile wurden mit V2A Linsenkopf-Inbusschrauben befestigt.
Eine Gefahr der Beschädigung des Gepäcks durch
Schraubenköpfe ist daher nicht gegeben. Als Muttern wurden
selbstsichernde aus V2A verwendet.
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Auch der Abschlusswinkel ist damit befestigt. Zusätzlich wurden
auf der Unterseite Scheiben aus V2A verwendet.
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Hier noch einmal die Schlitze für die Gepäckgurte. Zwischen
den ursprünglichen Positionen habe zusätzlich noch 3
eingefräst. Insgesamt sind auf jeder Seite 7 Schlitze hinzu gekommen.
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An das Zuggeschirr habe ich auf Höhe der Schulterblätter
noch einen in der Länge verstelbaren Quergurt genäht. Das
Geschirr sitzt dadurch erheblich sicherer und besser.
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Hier noch einmal zur Verdeutlichung, wie ich die Verstellbarkeit der
Zugleine realisiert habe. Die ClamCleat ist an einer Seite in das Seil
geknotet und das freie Ende läuft durch den Klemmbereich.
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Am Rand der Grundplatte habe ich das Seil einfach durch die beiden
dafür vorgesehenen Löcher gezogen und mittels Palstek verknotet.
Die Knoten läßt sich bei Bedarf leicht lösen.
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Hier noch der Lauf des Seils um das Deichselrohr.
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Der Pilgerwagen hat wirklich alle Eigenschaften, die Joachim ihm
zugesprochen hatte. Ich bin mit dem Teil auf der Ebene gelaufen - man
merkt ihn kaum. Bergab drückte der Deichselgriff leicht an den
Achtersteven und bergan war die Last am Zuggeschirr nur äußerst
moderat und dabei komfortabel zu spüren. Man ist äußerst
beweglich unterwegs und äußerst entspannt. Der Wagen läuft
mit leichten, waagerechten Pendelbewegungen sicher in der Spur hinter mir
her und das sogar, wenn es am Hang entlang geht! Ich bin Bordsteine leicht
schräg hinauf und hinab gelaufen ohne die Hände zuhilfe zu
nehmen - der Wagen folgte ohne Probleme, setzte nicht auf.
Ach ja, der Pilgerwagen wiegt komplett mit Zuggeschirr und
Gepäckgurten 4,5 kg - Ziel um 500g
unterboten!
Der nächste und größere Test findet am 22.09.2011 entlang
der Ostseeküste von Lübeck-Travemünde nach Scharbeutz
statt. Ich werde natürlich berichten.
Mein Fazit bis jetzt: Ein richtig tolles und
sehr nützliches Teil - ganz bestimmt!
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20.09.2011 - letzte Verbesserungen vor dem
Testlauf
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Die Verbindungsstelle der Deichsel erschien mir
noch zu schwach und hatte etwas Spiel. Also habe ich dort in das Rohr der
Deichsel ein genau passendes Rundholz getrieben (Besenstiel, 120 mm). Dann
noch zur weiteren Reduzierung des Spiels etwas Klebeband herum. Nun kann
ich den Exzenter sehr fest anziehen. Die Verbindung ist sehr stabil und
weitgehend spielfrei.
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Gummiexpander o.ä. in die Schlitze für
die Packgurte einhaken könnte zu Beschädigungen (z.B. Ausbrechen
des schmalen Steges) der Grundplatte führen. Daher habe ich aus
Gurtband, D- Ringen und 8 mm Holzdübeln diese Einhakvorrichtung
genäht. Vorrichtung von oben ohne Dübel durch den Schlitz
stecken ...
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... und von unten mit dem Dübel gegen
Durchrutschen sichern. Fertig! Wichtig ist, die Tunnel für die
Dübel so eng zu nähen, dass sie gerade noch hinein geschoben
werden können.
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Ich habe zum Testen vier von diesen
Teilen angefertigt ...
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... und erst einmal so verteilt. Der
Möglichkeiten gibt es viele.
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Die Abstandshülsen auf der Achse
könnten sich mit der Zeit in das Holz des Achslagers fressen. Diese
kleine Vorrichtung verhindert dies sicher.
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Und so sieht das mit aufgesetztem Rad aus. Nun
bin ich bin gespannt auf das Ergebnis des ersten Testlaufs.
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22.09.2011 - der erste Test
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Für den ersten Test nutzte ich einen
Ausflug mit Kollegen. An der Ostseeküste entlang gings vom Brodtener
Ufer bis Scharbeutz.
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Auf normalem Wanderweg, hier mit Stöcken,
zeigt sich die Carreta von ihrer allerbesten Seite: Es war einfach nur ein
komfortables Gehen mit ca. 10 kg Gepäck!
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Auch ein kurzer Ausflug über geggten Acker
änderte nichts an diesem Eindruck. Es mußte nur ein wenig
kräftiger gezogen werden. Der Wagen lief spurtreu hinterher. Dieselbe
Erfahrung gabs auch bei Abstechern in weglosen Uferwald.
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Der nächste Tester war gut 195 lang. Sein
Urteil schon nach kurzer Zeit: Absolut angenehm und sehr bequem. Die
Ein-Deichsel-Konstruktion in Verbindung mit dem Zuggeschirr genial. Bei
diesem Urteil blieb er auch am Schluss.
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Durch losen Strandsand gings ohne Probleme ...
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... und ebenso mit ein wenig Gefühl kurze
Treppen hinauf, ...
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... Bohlenwege entlang ...
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... und am anderen Ende wieder Treppen hinunter. So ging es durchaus,
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... aber so ging es erheblich besser. Hier sieht man noch einmal, wie
beweglich man mit der Deichsel - Zuggeschirr Kombination ist. Ausgeklinkt
hatte er sich für diese Aktion nicht! |
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Der nächste Tester schnappte sich das Teil und weigerte sich
später, ihn vor dem Ende unserer kleinen Wanderung wieder
herauszurücken. Er bestätigte das Urteil seines Vorgängers.
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Auch hier hier ist das große Maß an Beweglichkeit zu
erkennen. Dieser Kollege saß später mit einem Eis in der Hand
auf einer Bank und ich war dann schon wirklich erstaunt, dass er sich
dafür auch nicht ausgeklinkt hatte.
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Und dann waren wir fast am Ziel. Einhelliges Urteil aller Tester:
Klasse Teil! Es hat alle meine ersten Eindrücke zunächst einmal
voll bestätigt. Änderungs- oder Verbesserungsbedarf wurde bei
diesem Test nicht festgestellt.
Der nächste Test erfolgt dann auf einer 2 - 3 Tagestour und die
wirkliche Bewährungsprobe im rauhen Einsatz dann auf langer Tour.
Aber das wird noch ein wenig dauern - leider.
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